Unter diesem Motto des in Wien geborenen Professors für Erziehungswissenschaften und Psychologie stand das märchenhafte Projekt der 1.a, 1.b und 1.c vom 13. bis 17. Dezember 2010.
„Akzeptiert die Kinder, so wie sie sind, und gebt ihnen, was sie brauchen!", sagt Bruno Bettelheim in seinem Buch "Kinder brauchen Märchen". Märchen können Kindern Hilfe und Anregung sein, Trost spenden und Mut machen, denn Märchenbilder und Märchensymbole entsprechen sehr stark ihrer unterbewussten inneren Realität. Aber auch uns Erwachsenen tun Märchen gut, denn sie regen uns an, den Sinn unseres eigenen Lebens immer wieder neu zu finden.
Unsere Projektwoche war also der Bearbeitung des Themas „Märchen" und der intensiven Lese-erziehung gewidmet. Auch die Kreativität kam nicht zu kurz. In einem märchenhaften Theater-workshop, geleitet von der Theaterpädagogin und Märchenerzählerin Sabine Kummer-Schlick (schlick.sabine@aon.at), hatten die Kinder die Möglichkeit in typische Märchenrollen zu schlüpfen. Sie waren Könige, Prinzen, Prinzessinnen, neunköpfige Drachen, aber auch arme Menschen mit Herz und vieles mehr. Sogar die Kirschen, ein Hitzendorfer Symbol, spielten in einem Märchen eine entscheidende Rolle.
Der Theaterworkshop wurde am Freitagabend, den 17.12., im Medienraum der Hauptschule den Eltern präsentiert und war ein großer Erfolg für die Kinder, die mit Freude und großem Engagement ihre Rollen spielten. Ein herzliches Dankeschön allen Menschen, die so zahlreich unsere Präsentation besucht haben!
Wir danken auch dem Elternverein der HS, Kultur-Kontakt-Austria, der RAIBA - Hitzendorf und den Schulgemeinden, die mit ihren finanziellen Zuwendungen die Finanzierung des Märchenprojektes ermöglicht haben.
Projektleitung: Dipl. Päd. Andrea Preslacher
Eifriges Lesen und Vorlesen standen jeden Tag auf dem Programm.
Mit Begeisterung und großem Eifer haben die Kinder der 1a Klasse in der Märchenschreibwerkstätte Märchen selbst erfunden und geschrieben. Kerstin Kainz und Arthur Jeszensky stellen ihre Märchen zum Nachlesen zur Verfügung:
Der Hexenfluch
von Arthur Jeszensky, 1a Klasse
Es war einmal ein sehr einsamer Prinz. Seine Eltern waren schon lange tot. Und weil er ganz allein in seinem riesigen Schloss leben musste, beschloss er eines Tages sich eine liebliche Braut zu suchen und sattelte sein Pferd. In einem Schloss weit entfernt lebte eine wunderschöne Prinzessin, die der Prinz schon einmal kennengelernt hatte. Er wollte nun zu ihr reiten um ihre Hand zu freien.
Auf dem Weg zu ihrem Schloss musste er durch ein enges Tal reiten. Aber er kam nicht weit, weil ihm ein reißender Fluss den Weg versperrte. Traurig musste er umkehren. Als er auf dem Heimweg zu seinem Schloss war, begegnete ihm ein kleines seltsames Männlein. Es sprach zu ihm: „Wenn du steckst in großer Not, ruf den Riesen Butterbrot!" Der Prinz wunderte sich über das seltsame Männlein und ritt nachdenklich nach Hause.
Eines Tages packte den Prinzen wieder der Mut und er brach ein zweites Mal auf zum Schloss der Prinzessin. Als er die weite Hochlandebene wieder erreichte, wehte plötzlich ein so starker Wind, dass er nicht dagegen ankämpfen konnte. Wieder musste er umkehren und zu seinem Schloss zurückreiten. Und wieder begegnete er dem kleinen Männchen am Wegesrand. „Wenn du steckst in großer Not, ruf den Riesen Butterbrot", rief es und verschwand gleich wieder. Der Prinz war verzweifelt. Er grübelte lange darüber nach, warum er nicht zur Prinzessin gelangen konnte. Trotzdem versuchte er es bald wieder. Dieses Mal gelangte er bis zur Schlucht. Schon glaubte er, dass er es abermals nicht schaffen würde, denn ein riesiger Felsbrocken versperrte ihm den Weg. Da fiel ihm plötzlich der Spruch des kleinen Männleins ein. „Wenn du steckst in großer Not, ruf den Riesen Butterbrot", dachte er und schrie laut: „BUTTERBROT!" Kaum hatte er das gerufen, da hörte er schon lautes Fußstapfen, und aus dem Wald trottete eine riesige Gestalt. „Hab keine Angst, ich bin der Riese Butterbrot und ich kann dir helfen", sprach der Riese, „die böse Hexe Walpurgia hat dir dreimal den Weg versperrt. Sie wollte nicht, dass du deine Braut findest, denn sie neidet allen Menschen Liebe und Glück!" Butterbrot packte den Felsbrocken und schleuderte ihn weit in den Wald hinein.
Der Prinz bedankte sich und ritt mit Freude im Herzen zum Schloss, hielt um die Hand der bildschönen Prinzessin an und schon bald wurde geheiratet. Als die Hexe davon erfuhr, platzte sie vor Wut und verlor ihre Zauberkraft. Der Prinz und die Prinzessin lebten jedoch glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Der lustige Müller und die weiße Katze
von Kerstin Kainz, 1a Klasse
Vor langer Zeit lebte ein lustiger Müller allein in einem alten zerfallenen Haus, das neben einer Mühle stand. Da bekam er eines Tages einen Brief aus der Stadt, in dem stand, dass seine Mutter verstorben war.
Der Müller machte sich noch am selben Tag auf den Weg in die Stadt, um gemeinsam mit seinem Vater das Begräbnis zu organisieren. Bei der Bestattung geschah etwas Eigenartiges. Die Trauergemeinschaft stand versammelt um den Sarg, der gerade in das Erdloch abgeseilt wurde. Plötzlich sprang eine weiße Katze aus dem Erdloch hervor und setzte sich schnurrend auf den Sarg und fing an lautstark zu miauen. Alle sahen verwundert auf die Katze, nur der lustige Müller bemerkte, dass die Katze nicht miaute, sondern zu ihm sprach. Er ging auf die Katze zu und wollte sie hoch heben, diese aber sprang freiwillig auf seine Schulter und raunte ihm ins Ohr, dass er noch in dieser Nacht das frisch zugeschüttete Nachbarsgrab aufgraben solle, um dort ein Paar rote Stiefel aus diesem Sarg zu holen. Erschrocken über dieses merkwürdige und grauenvolle Vorhaben ging er mit der Katze zu seinem Elternhaus. Dort dachte er über das Geschehen nach und spürte, dass dieses Tier es gut mit ihm meinte. Er machte sich einen Plan und als alles schlief, machte er sich auf den Weg zum Friedhof. Mit einem mulmigen Gefühl und während des Aufgrabens ein Vaterunser sprechend, gelangte er endlich zum Sarg. Mit zitternden Händen und der Katze auf der Schulter öffnete er den Sargdeckel. Vor ihm lagen kein Toter, sondern wirklich zwei rote Stiefel in einem Glaskoffer sorgfältig verpackt. Nun hatte er den Beweis, dass er dieser Katze vertrauen konnte. Noch in derselben Nacht machte sich der lustige Müller mit seinem Glaskoffer und der Katze auf den Heimweg. Die Katze versicherte ihm immer wieder, dass er diese Stiefel noch dringend brauchen würde. Die Katze wurde sein bester Freund und durfte bei ihm wohnen.
Nach einem Jahr erfuhr der lustige Müller, dass sein Vater wieder geheiratet hatte. Diese Frau meinte es aber nicht ehrlich mit ihm und machte ihm sein Leben schwer. Er erzählte seiner Katze die traurige Geschichte. Diese erinnerte ihn an die roten Stiefel und erklärte ihm, dass diese Stiefel selbständig laufen könnten. Darauf hin kam ihm die Idee, seine Stiefmutter und seinen Vater zu einem Familientreffen einzuladen. Bei der Ankunft war dem Vater sein Leid anzusehen. In einer ruhigen Minute bat der gebrochene Mann seinen Sohn um Hilfe.
Dem mitgefahrenen Kutscher erzählte der Sohn von sein seinen wertvollen Stiefeln. Der Kutscher und die Stiefmutter waren sehr habgierige Menschen und sie wollten dieses Schuhwerk haben.
Beide heckten sich einen Plan aus, wie sie die Stiefel bekommen könnten. Der Sohn ließ hinterlistig den Glaskoffer geöffnet auf dem Tisch stehen. Diese Chance nutzte die Stiefmutter und als alles schlief, schlüpfte sie in die Stiefel, die noch dazu wie angegossen passten und freute sich über ihr Diebesgut.
Plötzlich aber machte sie ungewollte Schritte zur Tür hinaus, wo die Stiefeln im Laufschritt mit der Stiefmutter davon liefen. Die Stiefmutter schrie um Hilfe und der Kutscher versuchte sie einzuholen und lief ihr hinterher.
Die weiße Katze, der lustige Müller und der Vater wussten von nun an, dass die zwei nie wieder kommen würden.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann laufen sie noch heut geschwind.
Beim Theaterworkshop hatten die Kinder besonders viel Spaß:
Die wunderschöne, gefangene Prinzessin auf der Drachenburg soll, wie könnte es anders sein, von einem mutigen Prinzen befreit werden.
Aber bevor es so weit ist, muss der Prinz drei Drachen besiegen: einen dreiköpfigen, einen sechsköpfigen und einen neunköpfigen. Eine beinahe nicht zu bewältigende Aufgabe!
Jedoch hat der Prinz gütige Helfer: einen weisen Seher, der ihn auf seine Aufgaben vorbereitet. Eine zauberkundige Frau, die ihm Zaubermittel schenkt und ein sprechender Rabe, der den Prinzen zur Drachenburg fliegt.
Der Prinz befreit nicht nur die Prinzessin, sondern bringt auch noch einen gestohlenen Schatz zurück.
Hochzeit wird natürlich auch gefeiert.
Mit großem Erfolg präsentierten die Kinder der 1.abc den zahlreichen Besuchern ihr Märchenprojekt. Jede Klasse stellte ein Märchen dar und das Publikum lauschte mit Freude. Wir sind sehr stolz auf unsere SchülerInnen, die mit so viel Begeisterung und Engagement in ihre Rollen geschlüpft sind. An diesem Abend wurden so manche verborgenen Talente und Begabungen sichtbar!